Montag, 14. März 2016

14. Halbmarathon Frankfurt ...und ich war dabei!

Oh man, so richtig weiß ich gar nicht, wo ich diesmal anfangen soll...denn so ganz angekommen ist es bei mir noch nicht, dass ich tatsächlich teilgenommen und gefinished habe!

Die Nervosität hat sich die letzten Tage wirklich beträchtlich gesteigert und ist zum Teil auch in schlechte Laune umgeschlagen. So richtig wollte ich mich auch mit niemandem mehr darüber unterhalten...obwohl ich meinen Trainingsplan zu 99% eingehalten und dementsprechend dafür gearbeitet habe, um anzukommen. Aber diese Regenerationsphase ist auch echt etwas für den Kopf. Hat mir mental irgendwie nicht so richtig gut getan und Friedhorst schien wieder aus seiner Ecke rauszukommen, in die ich ihn verbannt habe.Irgendwie war ich eben auch körperlich nicht ausgelastet, weil die Umfänge doch deutlich reduziert waren.

Den  Vorabend war ich relativ relaxt, aber natürlich überhaupt nicht müde...dafür am Wettkampftag morgens um so mehr.
Um halb 7 klingelte der Wecker und diesmal hätte ich gern noch weiter geschlafen. Die Ruhe vom Abend war wie weg geblasen und ich stand mit einem gefühlten Puls von 200 auf. Aber es hieß, aufstehen um zu frühstücken. Eigentlich laufe ich immer so gut wie nüchtern, vor allem meine langen Läufe...und da musste ich natürlich früh genug aufstehen, damit mir mein Frühstück nicht wie ein Stein im Magen lag.

Die Tasche ist gepackt
 Irgendwie wurde mein Zeitplan dann doch ein wenig knapp, was wohl einem lieben, mutmachendem Anruf geschuldet war.
Bei Kaiserwetter startete ich von der Wetterau in die Mainmetropole. Leider hatte es sich dort ein wenig bewölkt und vorallem war es hier sehr windig...sehr zum Leidwesen meines Supportingteams. Ich war erstmal nur froh, dass es von oben trocken war. Als ich sämtliche Familienmitglieder eingesammelt hatte, gingen wir auch schon so langsam Richtung Startblock und ich lief mich ein wenig warm. Nur noch die Überhose ausziehen und dann wollte ich mich aufstellen...blöd, wenn man dann kaum noch fähig ist, die Hose über die Schuhe zu ziehen und alles, was man sonst wirklich im Schlaf macht, einfach mega kompliziert wird!
Irgendwann schaffte ich es dann doch noch, mich aufzustellen und mit ein wenig Verspätung ging es gegen 10:15 los.



Die ersten 2-3 Kilometer waren ziemlich eng, die Frankfurter Waldwege am Stadion sind nicht die breitesten...und das nervte dann doch schon ein bisschen.
Als es aber auf die Niederräder Straßen ging, entzerrte sich das Feld sowohl in die Breite als auch in die Länge und ich hatte etwas Freiraum...ich mag es einfach nicht, wenn andere Läufer mir zu nah auf der Pelle sind.
 Leider war da nicht so viel Publikum zu sehen, was sich aber aber am Mainufer wieder ziemlich änderte :) Auch warteten hier wieder Kinder zum Abklatschen auf den Sitzbänken, aufgereiht wie die Orgelpfeifen, was wirklich Spaß machte.
Bis km 10-12 lief alles super. Mein Ziel von 1:59:59 hatte ich relativ früh ad acta gelegt, da ich das Tempo irgendwie nicht halten konnte (so im Nachhinein fällt mir ein, dass es ja doch über längere Strecken schon sehr winding war!) und bei km10 bereit über 1,5 min "zu langsam" war. War für mich aber in diesem Moment nicht so schlimm. Zurück ging es durch Sachsenhausen und auch hier standen noch viele Zuschauer und jubelten uns Läufern zu.
Irgendwann, bei ca. km 16 ging es wieder raus zum Stadion. Vorbei an einem Schild, was 1,9km bis zum Stadion anzeigte...grotesk, wenn man weiß, dass man einen "Umweg" und nicht auf dem direkten Weg diesen Weg bestreiten wird.
Wie meine Strava-Daten zeigen, bin ich ab ca. km 15/16 wirklich langsamer geworden...schade eigentlich!
Es ging dann nochmal eine lange Gerade wieder in den Wald hinein, die man auch wieder zurück laufen musste. Dort gab es keinerlei Absperrung, so dass ich zumindest einen Sekundenbruchteil darüber nachgedacht habe, doch abzukürzen...was natürlich gar nicht geht! Und ich natürlich auch nicht gemacht habe! Denn klar war auch, dass eine der letzten Zeitnahmenmatten am Wendepunkt sein würde.
Die letzten  KM waren wirklich anstrengend...und das Gemeine ist, dass man vor dem Zieleinlauf im Stadion erstmal selbiges zu 3/4 umrunden muss. Das wird auch nicht hübscher, wenn dann auch noch an den bereits fertigen Läufern mit ihrem wohlverdienten alkoholfreien Bier stehen sieht. Ich kann wirklich nur sagen, die letzten 700m waren  die Hölle! Die Emotionen kochten bei mir wirklich hoch: Einerseits wollte ich einfach nur, dass es vorbei ist, andererseits war ich so überwältigt, diese Strecke tatsächlich geschafft zu haben, dass die erste Heulattacke sich schon 500m vor dem Ziel anbahnte...was beim Laufen eher hinderlich ist, dann fällt das Atmen nämlich noch deutlich schwerer!
Direkt beim Einlauf ins Stadion hörte und sah ich auch meine Schwestern und ein paar Sekunden später auch meine restliche Familie. Das hat mich doch nochmal so beflügelt, dass ich tatsächlich noch mal einen Schlussspurt hinlegen konnte.

Schlussendlich kam ich mit einer Zeit von 2:03:16 h netto ins Ziel. Wie gesagt, dass heimliche Ziel habe ich verpasst. Aber für den teilweisen starken Gegenwind und die im Training gelaufenen 21,2 km (zwar mit mehr Steigung aber trotzdem) in 2:11:xx "eigentlich" eine gar nicht so schlechte Zeit...bzw. eine recht schöne Zeit. (Wesentlich mehr Euphorie bei einem heimlich verpassten Ziel und einem Friedhorst in der Ecke ist vermutlich nicht drin ;-) ) Immerhin gab es 5 (!!!) neue persönliche Bestleistungen, denn über 10 km, 15km, 10 und 20 Meilen sowie der Halbmarathon selbst waren meine schnellsten bisher.
So ganz realisieren kann und konnte ich es bisher noch nicht, dass ich, gerade ich, diesen Wettkampf für und gegen mich geschafft habe!

Irgendwie kam ich dann doch durch zu Zielverpflegung und trank erstmal Wasser und irgendwelches Isozeugs. Relativ schnell hatte meine Familie mich gefunden und dann gab es eine Überraschung, die ich zwar insgeheim geahnt (nachdem mir selbige angekündigt worden war), aber nicht im entferntesten zu hoffen gewagt hatte: Meine längeste und beste Freundin, die mittlerweile 60 km südlich von München wohnt, war extra das Wochenende in die alte Heimat gekommen, um mich im Ziel empfangen zu können!

 
Emotionen pur!


 Gerade, wenn ich diese Sätze schreibe, bekomme ich wieder Gänsehaut und kann es immer noch kaum fassen, dass sie das für mich auf sich genommen hat: Nochmal ein großes Danke dafür!!!
Wenn man nämlich einen Friedhorst hat, will man keinem zur Last fallen, keine Umstände bereiten und kann sich kaum vorstellen, dass jemand so etwas macht, nur, um meiner Person eine Freude zu machen. Ist einfach schwer vorstellbar, wenn es einem selbst schwer fällt, sich eine Freude zu machen, dass es andere dann einfach mit so viel Aufwand trotzdem machen.
Ein großes Danke auch an meine Familie, die geschlossen (!) die kompletten 2:03 h wegen mir froren und auf mich warteten.
 
 Wer  erste Bericht lesen will, kann hier und hier  schauen. 

P.S.: Mein Papa drückte mir im Ziel einen Flyer vom Kasseler Marathon in die Hand ;-) Ob das wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl sein sollte? :-)

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