Sonntag, 22. Mai 2016

Am Rhein entlang

Wie die meisten wissen, breche ich jeden Samstag morgen (relativ früh) zu meinem langen Lauf am Wochenende auf. Warum meist Samstag? Weil ich dann ziemlich genau damit hinkomme, mit Pausentagen 4x die Woche laufen zu gehen. Unterbrochen wird diese Serie in der Regel nur von Bereitschaftsdiensten.

Seit längerem hatte ich mir schon überlegt, dass "immer nur in der Wetterau" auch ein wenig fad werden kann. In der Mainmetropole war ich bereits auch schon mal, da ist immer nur das Problem: wo parken? Und nach einem langen Lauf etwas umständlich mit der Bahn wieder heimzufahren ist auch nicht so der Brüller. Auch im Rahmen der Marathonidee hatte ich mir schon vor längerem überlegt, wo man denn  noch so ohne größeren Aufwand mal hinlaufen könnte. Da kam mir dann die Idee, dass ich doch mal von meiner Mama (die immernoch in meiner Heimat Wiesbaden wohnt), mal zu meinem Papa (der mittlerweile im Rheingau wohnt) zu laufen. Laut Google Maps sollten es auch "nur" ca. 18 km sein...also genau die richtige Länge. 
Dieses Wochenende hatte sich auch das Wetter wieder ein wenig berappelt und es war Sonnenschein und für den Nachmittag 22-25°C angesagt. So bot sich der Samstag morgen an, um diese "Mission" anzugehen.

Gesagt, getan, kurz vor 9 kam ich bei Mama an und starte um kurz nach 9 gen Oestrich.

 Da ich mich danach logischerweise auch in saubere Klamotten umziehen wollte, war es außerdem die primäre meines Lauf(- und Trinks)rucksacks für einen langen Lauf. "Angestest" hatte ich ihn schon mal am Donnerstag. Spannend war wirklich, auf wie wenig "Gepäck" frau sich beschränken kann, wenn sie es zum laufen  mit nehmen muss ;-)
Was ich nicht mitnahm, war etwas zu trinken...weil ich das hier bei meinen langen Läufen auch nie mitnehme. Diesmal hätte ich es allerdings lieber tun sollen, denn es wurde zwischenzeitlich schon sehr warm.
"Startschuss" fiel wie gesagt bei meiner Mama an der Haustür und los ging es erstmal bergab Richtung Rhein, ca.1,5km durch unseren schönen Schlosspark. Hier war ich auch gefühlt seit Jahren schon nicht mehr gewesen.

Direkt am Rhein entlang konnte ich dann die ersten 2 Stadtteile bereits hinter mir lassen. Ich merkte aber schon, dass meine rechte Wade und mein Sprunggelenk ein wenig beleidigt waren. Ich versuchte das ganze ein wenig zu ignorieren und konzentrierte mich auf die Eindrücke. Am Schiersteiner Hafen (wo auch mal die Schwimmstrecke des 70.3 IM Wiesbaden langführte), lag die "Tamara", ein kleines Schiff, welches meine Freunde und mich auf die gegenüberliegende Rettbergsau brachte und immer ein Highlight war. Auch die Paddler und Ruderer waren so früh schon fleißig und natürlich kam mir auch der ein oder andere Läufer entgegen. In der Überzahl waren über die Strecke gesehen allerdings die Rennradler 50+...die irgendwie nicht grüßen können.
Vorbei ging es nun an mehreren kleinen Naturschutzgebieten (wo auch schon wieder Störche zu sehen waren) und ich lief quasi an einer Allee ein Stück oberhalb des Rheins. Da der Weg relativ schmal und die Bäume ziemlich hoch waren, fand ich es fast ein bissel beengend: Ich konnte den Rhein nicht mehr sehen und mir fehlte die Weite in diesen Kilometern. Ich war sehr froh, als ich diesen Abschnitt hinter mir gelassen hatte und dann in der ersten Kleinstadt des Rheingaus angekommen war. Hier allerdings war die Beschilderung des Radwanderwegs etwas, sagen wir, dürftig.
Da ich möglichst weit unten am Rhein ohne großen Aufwand mit Höhenmetern laufen wollte, kam es hier zu einem ziemlichen Zickzack, weil ich immer wieder in der Sackgasse zum Fähranleger landete und dann doch feststellte, entlang einer Landstraße laufen musste, um meine Tour fortzusetzen. Obwohl ich nun den Rhein wieder links von mir sehen konnte und rechts von mir die Weinberge und die ein oder andere malerische Villa, hatte mich dieses hin und her doch ziemlich Kraft gekostet und ich bereute bereits jetzt, nichts zu trinken mitgenommen zu haben. Vorsichtshalber hatte ich diesmal auch Geld dabei und naürlich ein Handy (beide Elternfamilien wusste auch, dass ich diese Tour vor hatte), es wäre also ein leichtes gewesen, einfach sich in den Bus zu setzen und nach Oestrich zu fahren...aber das war ja nicht der Plan!
So war ich doch ziemlich froh, als ich durch Eltville lief und die Fachwerkhäuser genießen konnte. Hier merkte ich auch, dass ich acht geben musste: Der Körper schien müde und damit steigt bekanntlich die Verletzungsgefahr! Auf Kopfsteinpflaster kann das wirklich gefährlich werden.
Eltville passiert, ging es nun den Rest der Strecke entlang des Rhein, vorbei am Freibad immer weiter Richtung Rüdesheim.
Die Menschen hier wurden Gott sei Dank weniger und die Schiffe mehr...aber auch die Entenfamilien. Mindestens 10 Entenfamilien mit schon relativ großen Jungen waren am Wegesrand zu beobachten. Ich habe ja ein Heidenrespekt vor diesen Tieren mit ihren Kindern...wer auf einer Jugendfreizeit schon mal von einem wildgewordenen Schwan verfolgt wurde, kann sich vorstellen, warum.
Ich merkte, wie anstrengend dieser Lauf für mich war...vielleicht, weil ich wusste, dass ich diese Strecke in der Regel mit dem Auto in 20 Minuten bewältige? Weil es doch mehr Steigungen und wärmer als gedacht war? Ich habe keine Ahnung, ich wusste nur, dass ich ankommen will. Irgendwann ließen sich auf Gehpausen nicht mehr vermeiden. Auf Grund von Hochwassers, mit dem Ziel schon fast vor Augen, musste ich doch noch die ein oder andere Steigung, die direkt am Rhein zu vermeiden gewesen wäre, bewältigen. Vorbei am Hattenheimer Bahnhof , wo diverse Flötenwanderer (eine Weinwanderung hier im Rheingau) mich verdutzt bestaunten und erst auf den letzten Metern mir überhaupt ein wenig Platz machten und der European Business School. Endlich in Oestrich angekommen, überlegte ich noch kurz, ob ich mir nicht beim Rewe doch noch etwas zu trinken hole. Da es jetzt allerdings wirklich nur noch 800m bis zu der Haustüre meines Papas waren, entschied ich mich dagegen und lief den letzten Berg nach einer letzten Gehpause bis hoch in die Weinberge. Glücklich, dass ich es geschafft habe und froh darüber, dass es (endlich) vorbei war, stoppte ich meine Uhr und stellte verwundert fest, dass es doch über 20km waren und nicht etwa 18km wie Google Maps mir ausrechnete. Also bin ich gestern fast (wieder) einen Halbmarathon gelaufen...
"Verpflegung" in Form von Wasser gab es dann auch direkt durch die jüngste unseres Schwesterntrios, worüber ich sehr froh war :-)
Vorher und Nachher und die absolvierte Route

Das dieser Lauf nicht nur mental sondern eben auch körperlich für ich ziemlich anstrengend war, merke ich auch heute noch...denn ich bin wirklich froh, heute mal einen einigermaßen freien (Regenerations-)Tag zu haben ;-) 

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