Dienstag, 31. Mai 2016

; Projekt Semikolon ;

Bei meinem "Lauf gegen Depressionen" gab es auch einiges an Infomaterial, u.a. das Magazin "Miles!" für seelische Gesundheit und Emotionen. In einem Heft gab es einen Artikelt "Das Leben ist keine Generalprobe", über den Weg einer jungen Frau raus aus der Depression. Dort wurde Bezug genommen auf das "Project Semicolon", initiiert von Amy Bleuel 2013 aus den USA. Doch dazu später noch mehr.



Der ein oder andere Leser wird sie vielleicht auch schon öfter in den Social Media wahrgenommen habe, kleine und große Semikolons, die sich die Menschen an den verschiedensten Stellen des Körpers aufmalen oder -tätowieren lassen. Ich habe das mehrfach schon in der Realität und auch im Internet gesehen, bis dato den Sinn dahinter aber nicht verstanden und es als weiteren Trend, den ich nicht verstehe, abgehakt.
Aber was ist eigentlich ein Semikolon? Ein Semikolon wird benutzt, wenn der Autor einen Satz beenden kann, sich aber entscheidet, dies nicht endgültig zu tun ( es trennt stärker als ein Komma, aber verdeutlich im Gegensatz zum Punkt die Komplexität des Satzes).
 Amy Bleuel, selbst an starken Depressionen erkrankt schreibt auf ihrer Homepage:" Mit dem tätowierten Symbol kann ein Satz jederzeit beendet werden, doch der Autor hat sich entschlossen, dies nicht zu tun. Dieser Autor bist DU - und dieser Satz ist DEIN Leben!"
Diese Worte gingen bei mir wirklich durch Mark und Knochen, denn es beschreibt so viel mehr als diese paar Worte. Vermutlich bin ich gerade dabei, mein eigenes (im übertragenen Sinne) Semikolon zu schreiben. Ok, ich stand nie vor (ernsthaften) Suizidabsichten, stand also nie vor einem ernstahften Punkt, um den vorigen Satz zu beenden...aber ich wusste eben nicht, ob und wie meine Lebensgeschichte weiter geht. Mittlerweile weiß ich zumindest, DASS sie weiter geht. Zwar nicht immer auf die angenehmste Art und Weise, aber eben doch weiter, wenn manchmal auch nur irgendwie. Da ich "mein eigener Autor" bin, hab ich im positiven (aber auch im negativen Sinne), die (Qual der) Wahl, mich zu entscheiden, wie mein Satz weiter geht. Immerhin weiß ich mittlerweile viel eher, was ich nicht will. Und das ist ja auch schon mal etwas wert. Denn wenn man eine Zeitlang Probleme hatte, welche sich mit den Worten einer deutschen "Semikolonträgerin" am besten beschreiben lässt (" Depression ist für mich, wenn ich ohne Grund traurig bin. Depression bedeutet für mich, zuviel oder zuwenig zu schlafen. Depression bedeut für mich, Tränen zu vergießen, ohne den Grund zu kennen. Depression lässt mich das Gefühl haben, wertlos zu sein, obwohl ich glücklich sein sollte."), kann man nicht an das positive an seinem eigenen Dasein glauben.
Was ist nun die Hauptidee hinter "Project Semicolon"? Die Schwierigkeit zu überwinden, sich zu outen! Ja, bei mir wissen familiäres und der engste Freundeskreis Bescheid. Aber irgendwie schwingt immernoch die Angst mit, (und am Anfang war es noch schlimmer), dass man mich deswegen anders behandelt oder stigmatisiert wird, auch wenn ich das Glück (bisher) hatte, nicht die schlimmste Form einer Depression mein eigen nennen zu können. Bisher habe ich genau einmal den Mut gehabt, es einer "fremden" Person, nämlich jemanden, der mich vorher nicht kannte, davon zu erzählen. Die Reaktion war erstaunlich, denn auch er war schon einmal in Verhaltenstherapie...und so schließt der Kreis: Denn wir sind (nicht nur anzahlmäßig) mehr als wir glauben! Und auch ich habe mich getraut, "Project Semicolon" auf Facebook zu liken und mich somit dazu zu bekennen...auch wenn ich weiterhin damit nicht unbedingt hausieren gehen werde.

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