Samstag, 2. April 2016

Ein sportlicher oder ein "Friedhorst"-Post?

Ich muss ehrlich sagen, heute und auch die letzten Tage geht mir wieder relativ viel ungefiltert durch den Kopf, dass mir kein passenderer Titel eingefallen ist.

Heute morgen habe ich die ersten Sonnenstrahlen des Tages genutzt und habe mal wieder einen langen Lauf versucht...und es hat noch geklappt ;-) Immerhin 18,5km wieder mit Steigung (insgesamt 100 Höhenmeter). Meinde Kondition habe ich also nicht ganz (wie unrational befürchtet) verlernt. Ein wenig abschalten ging auch ganz gut, war auch bitter nötig.

Meine Arbeitswoche ist noch nicht beendet und war mit 2 Bereitschaftsdiensten und Ruf- und Spätdiensten (auch selbstgewählt), relativ anstrengend.
Ostermontag hatte ich auch wieder die zweifelhafte Freude, mich in der Klinik aufzuhalten...das einzig positive daran war das nette Dienstteam, was wir hatten. An durchgearbeiteten Nächten (Moment, immerhin habe ich 40 min geschlafen), kann ich nach wie vor nichts positives finden.
Des Weiteren kam uns über den "Kliniksfunk" zu Ohren, dass ein junger Kollege (ca. 25-28 Jahre alt) verstorben ist und von seiner Freundin, die auch bei uns in der Klinik arbeitet, ihn nach dem Nachtdienst tot aufgefunden hat. Da er sich offensichtlich mit Kopfschmerzen von seinem eigenen Nachtdienst krank gemeldet hatte, lag die Vermutung eines geplatzen Hirnaneurysmas (Roger Cicero lässt im Übrigen grüßen) nahe, der Gedanke an einen Suizid lag uns allen eher ferner.
Mittlerweile hat sich aber leider bestätigt, dass es doch ein Suizid war, und der Kollege mit Hilfsmitteln aus der Klinik aus dem Leben geschieden ist.
 Innerhalb weniger Monate ist das nun der zweite Mensch in meinem Alter oder jünger, der sich entschieden hat, nicht mehr auf dieser Welt sein zu wollen.

Für "normale" Menschen mag das schon heftig sein, dafür aber relativ schnell wieder in Vergessenheit zu geraten, wenn diese Menschen jetzt nicht aus dem direkten Umfeld kommen.
Mich macht das wirklich nachdenklich. Ich folge auf Facebook seit längerem der Seite Gedankenwelt.de und habe da auch schon diverse  Artikel über Dankbarkeit auch in schwierigen Situationen gelesen und konnte damit nicht wirklich viel anfangen: Warum sollte ich dankbar sein, einen "Friedhorst" zu haben?? Warum sollte ich dankbar sein, letztes Jahr meiner vorläufigen Zukunftspläne oder -vorstellungen beraubt worden zu sein? Warum sollte ich für das alles dankbar sein, wo ich doch 2015 wirklich eine schwere dunkle Zeit hatte?? Bisher hatte ich dafür keine Antwort.

Mittlerweile weiß ich ja, dass es nur eine Frage der Zeit war bis Friedhorst aufgetaucht wäre, bzw. es nur einen Auslöser "gebraucht" hat. Natürlich hätte ich trotzdem gerne darauf verzichtet!
Durch die Nachricht des Todes von dem zweiten Kollegen wurde mir aber doch ein paar Kleinigkeiten im Bezug auf Dankbarkeit bewusst: Ich darf (und bin) dankbar, dass ich Anfang 2015 sehr schnell selbst gemerkt habe, dass ich diese Situation nicht ohne Hilfe bewältigt bekomme. 
Ich bin froh darüber, "relativ" schnell professionelle Hilfe gefunden habe und diese annehmen kann (auch wenn es nicht immer leicht ist).
Ich bin dankbar dafür, dass ich unbewusst einen großen richtigen Schritt von ganz allein gemacht habe und die Passion für Ausdauersport entdeckt habe und mich da auspowern und Kraft tanken kann.
Ich bin froh darüber und dankbar dafür, dass mein Friedhorst doch so gut "erzogen" ist, dass er mich nie ernsthaft über Suizid hat nachdenken lassen. Denn offensichtlich gibt es genug Leute (und leider auch in meinem Alter), die überhaupt keine Hoffnung mehr haben.

Ich bin also nicht dankbar für "Friedhorst"...aber dankbar dafür, dass ich (bisher) frühzeitig die Kurve bekommen habe.

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