Mittwoch, 2. November 2016

652 Tage - oder der 35. Frankfurt Marathon

 Das war er nun: mein (erster) Marathon!

Für mich ist es nach wie vor unwirklich, dass ich es tatsächlich durchgezogen und geschafft habe, dass ich ein paar erste Eindrücke und Zahlen hier mal festhalten muss...vielleicht wird es dadurch fassbarer.

"This is your day!", das Motto des Frankfurt Marathons...wie passend für mich. 
Die letzte Woche vor dem großen Tag war wirklich anstrengend, nicht wirklich körperlich, aber mental. Der Trainingsplan, bis auf ein paar sehr kurze Läufe, war geschafft, der große Tag rückte immer näher und die Aufregung steigerte sich in schier unmessbare Bereiche.
Tipps zur Renneinteilung und mentalen Stärke hatte ich mir sowohl von meinem Coach, als auch von einer Ironman Hawaii Finisherin geholt, die wirklich hilfreich waren...mir an diesen Tagen aber irgendwie nur bedingt halfen, denn die große Unbekannte namens 42,195 verunsicherte mich zusehends. Auch wenn ich wusste, dass ich den Trainingsplan, bis auf Kleinstausfälle, durchgezogen habe und es richtig und sinnvoll ist dass man diese Distanz niemals vorher läuft.
2-3 Tage davor kam ein allmorgendliches Halskratzen dazu, begleitet von Kopfschmerzen. "Alles psychogen!" versuchte ich mich selbst zu beruhigen und Friedhorst wieder in seine Ecke zu drängen. Gelang mir teilweise mäßig bis gar nicht.
In der Nacht zum Sonntag wachte ich dann im 3 Std.-Takt auf, mit absolut zunehner Nase und Kopfschmerzen und fragte mich ernsthaft, wie ich denn so bitte eine unbekannte Strecke laufen sollte?!? Glücklicherweise gelang es mir doch nochmal, ein wenig zu schlafen, bevor der Wecker klingelte, damit ich früh genug frühstückte und mich auf den Weg zum Bahnhof machte, wo ich den Coach treffen sollte.
So war ich  nicht ganz so lang auf mich allein gestellt, auch wenn ich mich unter absoluten Top-Läufern befand.
Die Zeit bis zum Start verflog dann doch relativ schnell: Umziehen war angesagt, die Jungs wollten noch ein Kaffee und natürlich musste ich nochmal aufs Klo (was natürlich länger dauerte bei den ganzen Startern). Schnell wurde dann noch ein Foto mit meiner Trainingsmitstreiterin und Freundin und dem Coach gemacht und schon musste ich den ersten Teil meines Supporterteams einsammeln, um überraschenderweise auch den 2. Teil direkt zu treffen :) Richtig viel Zeit blieb nicht mehr, um mich warm zu machen...ich war aber auch in einer Art Tunnel und kaum noch zugänglich für irgendwas. Obwohl ich in der 2. Welle starte (und somit 10min später) ging es auf einmal schon los. "Nur nicht zu schnell, nur nicht zu schnell!!", so das Credo aller und mein fester Vorsatz, was die ersten 2 km fast zu gut gelang (vermutlich auch auf Grund meines etwas spinnenden GPS-Empfangs). Die Strecke durch die Häuserschluchten war (vorallem im Nachhinein) atemberaubend und erinnert mich gerade ein wenig an New York. Bereits bei km4/5 (ich bitte um Korrektur, wenn ich mich da sehr vertue ;) ) standen meine ersten Supporter und jubelten mir zu. Super war das!! "Nur nicht überpacen, du hast noch ein bissel was vor dir", diese Gedanken begleiteten mich die ersten 10 km. Irgendwann lief ich eher nach Gefühl, weil die Paceangaben doch sehr schwankten. Bei km 10/11 standen 2 unserer Ärztinnen, die in Frankfurt wohnen und zur Strecke gekommen waren. Toll war es, die beiden Mädels zu entdecken, die sich riesig freuten, mich auch zu sehen.
Bei km 13 ging es auf der "alten Brücke" über den Main: ein kleines Stück ging es also bergauf. Dort rief mein ein gut aussehender Mann zw. 30 und 40 zu " Schön locker weiterlaufen, Carolin, weiter so!" Und ich habe tatsächlich ein paar Kilometer überlegt, ob ich diesen Herren irgendwoher kenne...oder ob er einfach nur nett war :)
Die Strecke auf der anderen Mainseite war auch relativ schnell vorbei und es war relativ schnell klar, dass aus dem rechnerischen Ziel des Trainingsplan nichts wird. Denn ab km 18 plagten mich Hüftbeschwerden beidseits, wo ich bis heute nicht weiß, ob sie muskulärer Natur oder knochenbedingt waren. So war es für mich allerhöchste Priorität, in der Festhalle anzukommen!
Bald schon ging es auf das berüchtigte Stück der Mainzer Landstraße, die sich in der Tat ziemlich zog...mir aber nicht so schlimm vorkam, wie gedacht. Allerdings freut man sich dann schon mal wieder, wenn mal wieder eine Kurve kommt so nach 4 Kilometern.
Bei etwa km35,x entdeckte ich dann zuerst mein Papa mit Familie und ein paar 100m weiter meine Mama mit Mann. Wirklich gut, dass hier nochmal bekannte Gesichter standen, denn 35km waren die magische Marke, die ich im Training bereits absolviert hatte...und zwar genau ein Mal.
Ich drängte den Gedanken "Jetzt geht der Marathon los, weiter bist du noch nie gelaufen!" gaaanz ganz tief zurück ins Hinterstübchen und ließ es nicht zu, dass mich das beeindruckte. Ok, ich wusste schon, "jetzt sind es nur noch 7 km" und man ist ja dem Ziel schon relativ nah bzw. sieht es von der Rückseite...und dreht dann doch noch ein paar Runden und Schleifen durch die Frankfurter City, denn irgendwoher müssen die 42km ja kommen ;)
Ab km 39/40 wurde es dann mental doch ein wenig härter...ich wollte einfach auch endlich den Hammering Man sehen (nicht spüren *g*), ankommen, mein Ziel erreichen, meine Familie sehen und meine wohlverdiente Medaille haben! Bei km40 entdeckte ich noch einmal unsere Ärztinnen, die diesen Schnappschuss von mir machten :)



Und Tatsache: nach 4:29:19h netto überquerte ich die Ziellinie in der Festhalle!




Ja, ich gebe zu, gern wäre ich ein wenig schneller gewesen, und sicherlich wäre auch noch ein bisschen was drin gewesen. Aber ich wollte und musste einfach ankommen...deswegen bin ich auf Sicherheit gelaufen.Wie eingangs gesagt: So ganz bin ich in der Festhalle mental noch nicht angekommen. Deswegen habe ich mal ein bisschen gerechnet, denn Zahlen lügen nicht: 652 Tage. 652 Tage, dass ist exakt die Zeit von meinem absoluten Laufbeginn zum Marathon!

P.S.: Eigentlich hätte er es gar nicht verdient, auch nur in einem P.S. in einem Beitrag über MEINEN Tag erwähnt zu werden! Trotzdem musste ich es tun: 15 min(!) nach Zieleinlauf (was dafür spricht, dass er mich aktiv über den Tracker verfolgt hat!)bekam ich eine Nachricht auf mein altes Handy von der Person mit dem unausprechlichen Namen. "Trotz der Abmachung (wie unverschämt!) wolle er mir zu meiner tollen Leistung graturlieren und mir sagen, dass er super stolz auf mich sei!" Danke du Idiot, aber was soll das?!?!! Denn eines muss dir klar sein: ich habe das alles nicht mit oder wegen dir, sondern TROTZ dir geschafft!!! Und zwar ganz alleine!

Sonntag, 4. September 2016

Dieser Lauf ist mein Lehrer!!! Oder: Mühlheimer Halbmarathon 2016

Lange war von  mir nicht zu lesen... vor allem aus Zeitmangel, weil doch relativ viel Arbeit, ein zeitintensiver Trainingsplan und auch das ein oder andere sportliche Event auf dem Plan standen.

Heute nun müsst ihr lesen, dass es auch bei mir nicht immer so läuft, wie geplant. Ich war ja bereits darauf eingestellt, dass nicht immer alles tippitoppi und mit Daumen hoch zu bewältigen sein wird. Als ich aber meine nächsten Meilensteine (nämlich das erste Mal 25 km und in der darauffolgenden Woche das erste Mal die 30km) zwar nicht mit Leichtigkeit, aber doch planmäßig und erfolgeich bezwang, machte ich mir um den eingeplanten Test-Halbmarathon keine wirklichen Gedanken und hatte eigentlich sogar vor, meine Zeit von März zu unterbieten.
Aber wie es so ist, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Bereits gestern war ich mental nicht so gut drauf und schob es aber auf mal wieder zu viel Grübeln und das "allmonatliche Frauenproblem", was sich eigentlich bereits gestern einstellen sollte. Letzterem war aber (leider) nicht so.

So bin ich dann in aller Herrgottsfrühe für einen Sonntag aufgestanden, um noch frühstücken zu können und in aller Ruhe loszufahren und mich zu sortieren.
Das Wetter: Für jeden Läufer ein Traum, ca. 20 Grad (wobei mir das eigentlich schon wieder zu warm ist), bedeckter Himmel und ein leicht einsetztender Nieselregen, der zum Start aber schon wieder vorbei war.
Pünktlich um 9 Uhr wurde gestartet und es ging zunächst los mit 2 Runden auf der Aschebahn, bevor es in den Wald ging. Natürlich wurde ich erstmal überholt, versuchte aber bewusst, langsam zu laufen. Irgendwann hatte ich mich dann an eine Frau drangehängt, mit der ich die ersten 11 km zusammen lief, bevor ich abreißen lassen musste.
Das erste Erlebnis der 3. Art gab es aber bereits bei km 2: Ein Mann vor uns fing wie wild an zu rudern und um sich zu schlagen. Ich wunderte mich erst, warum er nach umherfliegenden Blättern schlug...Sekunden später biss es mich auch, einmal in den rechten Oberarm und in die rechte Pobacke sowie vermutlich einmal in die rechte Seite! Wie ich später erfuhr, waren es tatsächlich Hornissen!! Einige der Teilnehmer sind daraufhin wohl auch direkt umgekehrt... na ja, ich lief weiter. Aber es irritierte mich natürlich sehr, denn erstens tut das echt weh (und momentan auch immernoch) und zum anderen war ich nun gedanklich damit beschäftigt, ob sich evt eine allergische Reaktion anbahnt. Gedanklich war ich nun also mit anderen Dingen beschäftigt. 
Meine GPS-Uhr und die Geschwindigkeitsangaben waren auf Grund der Waldlastigkeit doch seh ungenau, so dass ich mich gar nicht wirklich darauf verlassen konnte. Deswegen schloss ich mich eben der anderen Mitläuferin an.
Bei km 7 tauchte auf einmal ein Oberarzt meiner Klinik auf, der es dann scheinbar doch noch zum Start geschafft hatte...bzw. etwas später startete und den anderen eben hinterher lief und mich bei km7 einfing. (Da er den Streckenplan nicht ganz im Kopf hatte, fehlt im aber fairerweise die 2. Bahn im Stadion, wie er selbst meinte ;-) ). Wir unterhielten uns kurz und verabredeten uns dann für ein Bier im Ziel.
Als ich dann ab km 12 alleine weiterlief, wurde es irgendwie richtig zäh, körperlich wie mental, trotz Verpflegung ging es mir irgendwie nicht so richtig gut. Vielleicht lag es auch an dem lange andauernden Regenschutt in Verbindung mit den Hornissenstichen? Ich weiß es nicht.
Irgendwann merkte ich dann, dass sich das "allmonatliche Frauenproblem" wohl doch anbahnte und zuschlug...zu einem der ungünstigsten Zeitpunkte überhaupt! Also ihr Männer da draußen, da habt ihr wirklich mehr wie einen Vorteil!
Mental war ich zwischendrin wirklich kurz davor, einfach abzubrechen, ich kam gar nicht mehr in den Tritt. Die letzten ca. 6 km hatte ich auch einfach nur klatschnasse Füße, eine gefühlte Pfütze im vorderen Teil meiner Schuhe, was wirklich sehr unangenehm war. Die ganze Zeit überlegte ich ebenfalls, ob ich wohl nochmal an diesem Teil mit den wildgewodenden Stechviechern vorbei muss. Entweder waren die Viecher nun müde oder die Strecke verlief wirklich anders auf dem Rückweg.
Ich war sehr froh, als ich merkte, dass das Ziel naht und konnte wenigstens den letzten km noch mal etwas anziehen. Auf den letzten Metern im Stadion sah ich tatsächlich noch meine Mitläuferin vom Anfang...allerdings gehenderweise. Ob sie schon durchs Ziel war? Ich weiß es nicht.

Nun ja, dieser Lauf war wirklich nicht meins*gr* Wenigstens bin ich nicht als allerletzte im Ziel angekommen.

Samstag, 6. August 2016

Die erste Woche Marathontraining...

...ist erfolgreich absolviert! :-)

Ich startete ja mit etwas gemischten Gefühlen in den Trainingsplan, schwankend zwischen Selbstzweifeln, ob es nicht doch zu früh für den ersten Marathon ist, gepaart mit den körperlichen Zipperlein und der Sturheit, der Wut und Entschlossenheit die ich zum Zeitpunkt der Anmeldung am 17.4. verspürte.

Das Wetter machte es mir Gott sei Dank einfach, in den ersten Tag der ersten Woche von nun 13 folgenden Wochen zu starten.
Es war morgens gegen 6 Uhr, die Sonne schien, die Luft war klar und kühl und die Wetterau zeigte sich von ihrer besten Seite. Auf dem Plan standen die ersten 10 km in Schneckentempo (also noch nicht mal Schildkrötentempo)...also wirklich mehr als seeehr langsam. Es war der erste Lauf seit langem, den ich einfach nur genossen habe. Das langsame Tempo kam mir und meinen Knochen zu Gute, denn ich hatte Schiss, dass ich bereits nach dem ersten Lauf wieder mit Überlastungserscheinungen zu kämpfen haben würde. Dem war Gott sei Dank nicht so.
 
Was ziehe ich also für ein Fazit aus der ersten Woche des Trainingsplans?

Langsam, und damit meine ich wirklich so richtig langsam laufen, ist verdammt schwer! 
Bei den wirklich langsamen Läufen, die der Stärkung der Grundlagenausdauer dienen, habe ich es noch nicht geschafft, die langsame Pace zu treffen. Wenn ich so langsam unterwegs bin bzw. sein soll, fühlt es sich komplett unrund an und ich habe wirklich das Gefühl, dass die Koordination der unteren Extremität nicht mehr stimmt bzw. man über jeden Schritt einzeln nachdenkt.  "Wenn du es eilig hast, gehe langsam!" Kommt hier also voll zum Zuge.

Der für mich in der letzten Zeit relativ hohe Umfang an Wochenkilometern habe ich zwar gemerkt, aber weit weniger schlimm, wie befürchtet. Und auch darüber bin sehr froh.
Natürlich weiß ich auch, dass nicht jede Woche so relativ entspannt und positiv laufen wird. Spätestens wenn die langsamen Läufe wirklich lang werden, wird es richtig an die Substanz gehen. Aber der Einstieg war schon mal gut und das lässt hoffen. Über die Steine werde ich einfach drüber springen...und hey, 1/13 ist schon geschafft! :-)

 

Sonntag, 31. Juli 2016

Morgen geht es los

 Morgen geht es los...mein Sommerprojekt. Der Trainingsplan für den Frankfurt Marathon 2016.
(c) Lauf-Liebe
Wie schon in den vorigen Posts geschrieben, hatte ich in der letzten Zeit mit ein paar Zipperlein zu kämpfen und schaute deswegen ein wenig sorgenvoll auf den nähere rückenden Start des Trainingsplan.
Nicht nur der Körper haderte, auch der Geist haderte, wo ich mir bei der Anmeldung doch so sicher war! Keine sehr leichte Situation für mich. Mittlerweile habe ich aber gelernt, auf meinen Körper zu hören, auch wenn das eher mit einem Zähneknirschen einher geht. Diese Woche habe ich das erste Mal die Umfänge so reduziert, wie ich es vielleicht vor 1,5 Jahren hatte. Nicht leicht, aber immer mit dem Ziel des Marathons vor Augen. Seit ca. einer Woche habe ich nun meinen Trainingsplan (von einem wirklich sehr erfolgreichen Triathleten) und das gibt mir Sicherheit, weil ich einfach eine Richtlinie habe. Die Zielzeit unter 4 Std. ins Ziel zu kommen ist derzeit relativ unrealistisch. Für mich ist es gut, dass vorher bereits zu wissen, denn so muss ich mich damit nicht mental während des Laufs beschäftigen. Derzeit sieht es so aus, das meine realitstische Zielzeit bei 4:16:00 Std. liegt. Außerdem hilft mir zusätzlich der Austausch mit einer lieben Kollegin, die schon länger läuft als ich (und auch dementsprechend schneller), aber auch am 30.10.2016 ihr Marathondebut in Frankfurt hat. Die Verabredung für das Finisherbier (natürlich alkoholfrei) in der Festhalle steht auch schon, auch wenn sie dann ein wenig auf mich warten muss ;-)

Heute morgen kam ich von meinem Bereitschaftsdienst nach Hause und fand folgende Karte meiner besten und längsten Freundin im Briefkasten. Quasi als Mutmacher für die nächsten 13 Wochen und dem Abschluss mit Ziel in der Festhalle. Gänsehaut, Freude und der Vorsatz diesen Satz zu verinnerlichen, machten sich breit.




 Morgen geht es los, morgen starte ich zum Projekt Marathon. So ganz kann ich es noch nicht glauben, der Kopf kommt noch nicht ganz hinterher. Aber ich habe in 1,5 Jahren so viel geschafft...da werde ich auch das schaffen. Und über die Steine, die sich auf diesem Weg auftun werden, werde ich einfach drüber springen.






Sonntag, 10. Juli 2016

Sportliches Update

Diesmal hat es ein bisschen länger bis zu einem neuen Post gedauert. Warum? Vermutlich aus 2 Gründen: Zum einen gab es nicht viel neues, zum anderen hadere ich derzeit wieder ein wenig mit meinem Körper bzw. dessen Leistungsfähigkeit und den kleinen Zipperlein, die mich derzeit wieder ein wenig nerven! Das macht mich natürlich im Hinblick auf den immer näherkommenden Beginn des Marathontrainingsplans ein wenig nervös.
Um auch einmal auf andere Gedanken zu kommen, fuhr ich letzten Sonntag nach Frankfurt um mir den Ironman anzuschauen. Das Wetter war jetzt nicht so der Brüller, aber für die Athleten sicherlich angenehmer als die fast 40 °C letztes Jahr.
Den Anfang schaute ich mir noch per Livetream im Internet an und ich schaffte es doch tatsächlich so nach Frankfurt zu fahren, um die beiden deutschen Sieger einlaufen zu sehen. Das war wirklich Gänsehautfeeling pur! Zwischen dem 1. und dem 2. lagen noch nicht mal eine Minute Zeitunterschied, was beim Ironman relativ ungewöhnlich ist. Ich blieb noch ein wenig an der Strecke um auch die Age-Grouper (also die Nicht-Profis, Amateure hört sich so abwertend an) auf ihren letzten Metern anzufeuern. Es war wirklich Wahnsinn, zu was die Leute fähig sind, nämlich 10, 12 Std. oder noch länger Ausdauersport zu betreiben. Davor kann ich wirklich nur meinen Hut ziehen.

Der Gewinner Sebastian Kienle
 Wie gesagt, derzeit läuft es bei mir eher schlecht als recht. Es ist zwar nicht so gravierend wie letztes Jahr um diese Zeit, aber es reicht, um mir auf den Keks zu gehen. Da ich nach dem freitaglichen Bereitschaftsdienst nicht wirklich zu einem langen Lauf fit war und auch noch "wandernderweise" ein wenig unterwegs war, wandelte ich die den Wochenendslanglauf einfach um.
Zahlen, Daten, Fakten: 5,5km laufen hin - 1,5km Brustschwimmen - 4km laufen zurück
Es sollte nämlich zusätzlich auch endlich mal ein schwimmbadtauglicher Tag werden. So entschloss ich mich, zum Schwimmbad zu laufen, dort zu schwimmen und wieder zurück zu laufen. Ich fand das vorher eine ziemlich coole Idee...und ein wenig nachher auch wieder, nur zwischendrin bin ich doch wieder ein wenig an meine Grenzen gekommen: Auf Grund der Uhrzeit startete ich wieder nüchtern...was im Nachhinein nicht gerade die beste Idee war. Denn die erste Verpflegung an diesem Tag gab es, als ich wieder daheim war. Außerdem hatte ich meine Wanderung auch noch in den Knochen.
Ganz bis nach Hause habe ich es leider nicht geschafft...den letzten Kilometer musste ich dann doch gehenderweise überwinden. Aber immerhin war es ein wirklicher Run-Swim-Run und die Zeiten waren für die Umstände gar nicht sooo katastrophal wie gedacht. Das fand ich dann doch ganz ok. Trotzdem war ich den restlichen Tag heute natürlich ziemlich platt, aber egal.
Es macht Spaß, immer mal wieder etwas neues auszuprobieren...denn das Leben beginnt schließlich außerhalb der Komfortzone.


Montag, 13. Juni 2016

; Projekt Semikolon; die 2.te

Da ist es also, mein ganz persönliches Semikolon.

mein Semikolon


Aber warum jetzt, warum als Tattoo und warum in dem Wort "Fighter" inkludiert?
Jetzt, zum einen weil ich es erst vor kurzem von "Project Semicolon" und dessen Idee erfahren habe. Zum anderen, weil ich, fast schon auf die Uhrzeit genau (gerade ist es 16:09), einen Schlussstrich unter einen Kontakt gezogen habe, der mich nachweislich immer wieder, mal mehr mal weniger, in das Jahr 2015 zurückezogen hat. Die Vernunft sagte schon lange, dass es besser ist, den Kontakt abzubrechen bzw. darum zu bitten, von weiterer Kontaktaufnahme mit "tollen" News abzusehen. Aber es brauchte scheinbar doch ein paar Erkenntnisse meinerseits (z.B. wie man Freundschaft definiert) und auch mit dem innersten Ich festzustellen, dass manche Dinge einen schier vergiften und man das ganz lange nicht wahrhaben wollte.
Diese Erkenntnis hat bei mir eine halbe Ewigkeit gedauert, aus Gründen, auf die ich vielleicht ein anderes Mal eingehen werde. Die letzte Sitzung bei meiner Friedhorst-Dompteuse hat dazu beigetragen, dass der wachsende Teil in mir, der sagt, dass der Kontaktabbruch einfach sein MUSS richtig durch kam und aktiv wurde. Ich verspürte eine tierische Unruhe und einen inneren Druck und setzte mich in meiner Heimatstadt in ein Café, bestellte einen Aperol und schrieb die für mich so schwierige Nachricht an Olaf.
Ich hatte gehofft, dass sich relativ schell, also bitte sofort!, eine Art Erleichterung einstellte. Aber das Gegenteil war der Fall: Sämtliche negativen Emotionen aus 2015 inkl. der verhassten Gedankenschleifen kamen wieder hoch...und das nicht nur mitten in dem Café, sondern auch im Auto auf der Autobahn. An diesem Tag schienen erstmal alle Fortschritte dahin, alles was ich mir bisher erarbeitet und erkämpft hatte. Das machte mich wütend...aber nicht auf Olaf, sondern auf mich!
Heute, eine Woche später, kann ich sagen, dass nicht alles dahin war bzw. ist. Wenn dem so wäre, hätte ICH nicht den Zeitpunkt für den Kontaktabbruch gewählt, sondern hätte ihn von anderen wählen lassen. Hätte mich weiterhin passiv verhalten und einfach nur ausgehalten und über mich ergehen lassen. Oder den Schritt vollzogen, weil mein Umfeld meint, dass es jetzt endlich sein muss.  Ich muss diese Geschichte, dass komplette Durchleben der Emotionen, auch erstmal wieder ein bissel verdauen.

Warum habe ich Fighter gewählt?
Manchmal muss ich mich aktiv daran erinnern, dass ich kämpfen kann, nämlich nicht nur beim laufen, sondern auch in und für mein Leben. Und, zum Kuckuck, dass darf jetzt gerne mal so laufen, wie ich das möchte.





Dienstag, 31. Mai 2016

; Projekt Semikolon ;

Bei meinem "Lauf gegen Depressionen" gab es auch einiges an Infomaterial, u.a. das Magazin "Miles!" für seelische Gesundheit und Emotionen. In einem Heft gab es einen Artikelt "Das Leben ist keine Generalprobe", über den Weg einer jungen Frau raus aus der Depression. Dort wurde Bezug genommen auf das "Project Semicolon", initiiert von Amy Bleuel 2013 aus den USA. Doch dazu später noch mehr.



Der ein oder andere Leser wird sie vielleicht auch schon öfter in den Social Media wahrgenommen habe, kleine und große Semikolons, die sich die Menschen an den verschiedensten Stellen des Körpers aufmalen oder -tätowieren lassen. Ich habe das mehrfach schon in der Realität und auch im Internet gesehen, bis dato den Sinn dahinter aber nicht verstanden und es als weiteren Trend, den ich nicht verstehe, abgehakt.
Aber was ist eigentlich ein Semikolon? Ein Semikolon wird benutzt, wenn der Autor einen Satz beenden kann, sich aber entscheidet, dies nicht endgültig zu tun ( es trennt stärker als ein Komma, aber verdeutlich im Gegensatz zum Punkt die Komplexität des Satzes).
 Amy Bleuel, selbst an starken Depressionen erkrankt schreibt auf ihrer Homepage:" Mit dem tätowierten Symbol kann ein Satz jederzeit beendet werden, doch der Autor hat sich entschlossen, dies nicht zu tun. Dieser Autor bist DU - und dieser Satz ist DEIN Leben!"
Diese Worte gingen bei mir wirklich durch Mark und Knochen, denn es beschreibt so viel mehr als diese paar Worte. Vermutlich bin ich gerade dabei, mein eigenes (im übertragenen Sinne) Semikolon zu schreiben. Ok, ich stand nie vor (ernsthaften) Suizidabsichten, stand also nie vor einem ernstahften Punkt, um den vorigen Satz zu beenden...aber ich wusste eben nicht, ob und wie meine Lebensgeschichte weiter geht. Mittlerweile weiß ich zumindest, DASS sie weiter geht. Zwar nicht immer auf die angenehmste Art und Weise, aber eben doch weiter, wenn manchmal auch nur irgendwie. Da ich "mein eigener Autor" bin, hab ich im positiven (aber auch im negativen Sinne), die (Qual der) Wahl, mich zu entscheiden, wie mein Satz weiter geht. Immerhin weiß ich mittlerweile viel eher, was ich nicht will. Und das ist ja auch schon mal etwas wert. Denn wenn man eine Zeitlang Probleme hatte, welche sich mit den Worten einer deutschen "Semikolonträgerin" am besten beschreiben lässt (" Depression ist für mich, wenn ich ohne Grund traurig bin. Depression bedeutet für mich, zuviel oder zuwenig zu schlafen. Depression bedeut für mich, Tränen zu vergießen, ohne den Grund zu kennen. Depression lässt mich das Gefühl haben, wertlos zu sein, obwohl ich glücklich sein sollte."), kann man nicht an das positive an seinem eigenen Dasein glauben.
Was ist nun die Hauptidee hinter "Project Semicolon"? Die Schwierigkeit zu überwinden, sich zu outen! Ja, bei mir wissen familiäres und der engste Freundeskreis Bescheid. Aber irgendwie schwingt immernoch die Angst mit, (und am Anfang war es noch schlimmer), dass man mich deswegen anders behandelt oder stigmatisiert wird, auch wenn ich das Glück (bisher) hatte, nicht die schlimmste Form einer Depression mein eigen nennen zu können. Bisher habe ich genau einmal den Mut gehabt, es einer "fremden" Person, nämlich jemanden, der mich vorher nicht kannte, davon zu erzählen. Die Reaktion war erstaunlich, denn auch er war schon einmal in Verhaltenstherapie...und so schließt der Kreis: Denn wir sind (nicht nur anzahlmäßig) mehr als wir glauben! Und auch ich habe mich getraut, "Project Semicolon" auf Facebook zu liken und mich somit dazu zu bekennen...auch wenn ich weiterhin damit nicht unbedingt hausieren gehen werde.

Sonntag, 29. Mai 2016

Lauf gegen Depressionen 2016

Mein heutiger Sonntag stand ganz im Zeichen des "Lauf gegen Depression Groß-Gerau". Zur Auswahl hatte ich auch noch den Stadtlauf von Sportcheck in Frankfurt, aber da ich gestern Bereitschaftsdienst hatte und derzeit auch mal wieder ein bisschen meine Knochen und Muskulatur schonen muss, hatte ich mich Mitte letzter Woche bereits für diesen Lauf entschieden. Die Sache an sich war mir auch sehr wichtig: Depressionen ist immer noch etwas, worüber nur sehr spärlich gesprochen wird und dann auch oftmals nur bei den schwersten Verlaufsformen oder bei einem erfolgten Suizid. Ich denke, es war für mich auch ganz gut, mal an "so einer" Veranstaltung teilzunehmen, um auch mal wahrzunehmen, dass man eben nicht ganz alleine mit diesem Mist ist (auch wenn es mir im Vergleich zu vor einem Jahr deutlich besser geht).
So machte ich mich also auf eine 45-minüte Fahrt (und diesmal auch ganz allein) nach Groß-Gerau. Obwohl ich nach dem Dienst relativ müde und unmotiviert war, konnte ich mich nach einer Dusche und einem Frühstück (und meiner Voranmeldung) doch mit guter Laune auf den Weg machen.




Ursprünglich hatte ich geplant (da ich durch den Dienst ja bisher keinen Longrun machen konnte), so 15km sprich 10 Runden der 1,5km Strecke zu machen. Ein Zeitlimit konnte ich im Internet nicht finden und so wusste ich auch nicht, wie lange man "rumzockeln" durfte...denn bei drückender Schwüle (und teilweise rauskommender Sonne), bissel Müdigkeit und einer zickenden Wade, war mir bewusst, dass es heute nicht um Zeiten, sondern wirklich um die Sache geht.
Ich ließ mich auf der Läuferliste abhaken und bekam mein Starterarmband. Ich schaute mich noch ein bisschen bei den Ständen um und begab mich zum Start. Geschätzt waren es ungefähr 200-250 Teilnehmer, darunter auch viele Walker und Nordic-Walker.
Los ging es mit einem echten Startschuss und wir fingen an, unseren Runden durch die Groß-Gerauer Fasanerie zu drehen. Viele Teilnehmer drehten mehrere Runden und für jede Runde gab es ein Rundenbändchen in Form eines Gummis.
 Ich merkte relativ schnell, dass bei diesen Bedingungen nicht viel drin war heute. So machte ich mit meinen 7 gelaufenen Runden wenigstens 10,5km voll und drehte noch eine Spazierrunde als 8. Runde und doch der Lauf von den Helfern beendet wurde. So habe ich mich immerhin heute immerhin 12 km "bewegt".


Was ich wieder gemerkt habe: Rundstrecken, die man öfter als 2x laufen muss, sind irgendwie nicht so mein Ding. Obwohl die Strecke durch die Fasanerie wirklich schön war, so war es doch irgendwie langweilig, immer wieder dieselben Bäume zu sehen.
Außerdem sind die Starts bei Schwüle und/oder Hitze zur Mittagszeit einfach nicht meins. Starts bei Läufen, die direkt nach einem Bereitschaftsdienst liegen sollten zeit- und streckenmäßig auch nicht zu hoch eingeordnet werden...dafür schlafen wir (wenn wir denn schlafen dürfen) im Dienst wohl doch zu oberflächlich und der Körper ist (unbewusst) müde.
Und ich übe wieder...ich übe die Geduld, dass mein Körper gerade wieder sagt, dass ich wieder ein Ticken zu viel in letzter Zeit gemacht habe. Mal sehen, welchen Kompromiss wir diesmal finden ;)
Rundherum war es eine nette Veranstaltung und ich bin schon auf Bilder und Zeitungsberichte gespannt. Wenn es terminlich passt, bin ich nächstes Jahr wieder dabei.

Sonntag, 22. Mai 2016

"Bedenke: Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes Stück hast du noch vor dir. Wenn du verweilst, dann nur, um dich zu stärken, nicht aber um aufzugeben." Aurelius Augustinus (354-430) 

Zwar im Rahmen meiner Marathonlektüre gelesen, passt aber bei mir nicht nur auf den sportlichen Aspekt meines Lebens wie Ar*** auf Eimer...!

Am Rhein entlang

Wie die meisten wissen, breche ich jeden Samstag morgen (relativ früh) zu meinem langen Lauf am Wochenende auf. Warum meist Samstag? Weil ich dann ziemlich genau damit hinkomme, mit Pausentagen 4x die Woche laufen zu gehen. Unterbrochen wird diese Serie in der Regel nur von Bereitschaftsdiensten.

Seit längerem hatte ich mir schon überlegt, dass "immer nur in der Wetterau" auch ein wenig fad werden kann. In der Mainmetropole war ich bereits auch schon mal, da ist immer nur das Problem: wo parken? Und nach einem langen Lauf etwas umständlich mit der Bahn wieder heimzufahren ist auch nicht so der Brüller. Auch im Rahmen der Marathonidee hatte ich mir schon vor längerem überlegt, wo man denn  noch so ohne größeren Aufwand mal hinlaufen könnte. Da kam mir dann die Idee, dass ich doch mal von meiner Mama (die immernoch in meiner Heimat Wiesbaden wohnt), mal zu meinem Papa (der mittlerweile im Rheingau wohnt) zu laufen. Laut Google Maps sollten es auch "nur" ca. 18 km sein...also genau die richtige Länge. 
Dieses Wochenende hatte sich auch das Wetter wieder ein wenig berappelt und es war Sonnenschein und für den Nachmittag 22-25°C angesagt. So bot sich der Samstag morgen an, um diese "Mission" anzugehen.

Gesagt, getan, kurz vor 9 kam ich bei Mama an und starte um kurz nach 9 gen Oestrich.

 Da ich mich danach logischerweise auch in saubere Klamotten umziehen wollte, war es außerdem die primäre meines Lauf(- und Trinks)rucksacks für einen langen Lauf. "Angestest" hatte ich ihn schon mal am Donnerstag. Spannend war wirklich, auf wie wenig "Gepäck" frau sich beschränken kann, wenn sie es zum laufen  mit nehmen muss ;-)
Was ich nicht mitnahm, war etwas zu trinken...weil ich das hier bei meinen langen Läufen auch nie mitnehme. Diesmal hätte ich es allerdings lieber tun sollen, denn es wurde zwischenzeitlich schon sehr warm.
"Startschuss" fiel wie gesagt bei meiner Mama an der Haustür und los ging es erstmal bergab Richtung Rhein, ca.1,5km durch unseren schönen Schlosspark. Hier war ich auch gefühlt seit Jahren schon nicht mehr gewesen.

Direkt am Rhein entlang konnte ich dann die ersten 2 Stadtteile bereits hinter mir lassen. Ich merkte aber schon, dass meine rechte Wade und mein Sprunggelenk ein wenig beleidigt waren. Ich versuchte das ganze ein wenig zu ignorieren und konzentrierte mich auf die Eindrücke. Am Schiersteiner Hafen (wo auch mal die Schwimmstrecke des 70.3 IM Wiesbaden langführte), lag die "Tamara", ein kleines Schiff, welches meine Freunde und mich auf die gegenüberliegende Rettbergsau brachte und immer ein Highlight war. Auch die Paddler und Ruderer waren so früh schon fleißig und natürlich kam mir auch der ein oder andere Läufer entgegen. In der Überzahl waren über die Strecke gesehen allerdings die Rennradler 50+...die irgendwie nicht grüßen können.
Vorbei ging es nun an mehreren kleinen Naturschutzgebieten (wo auch schon wieder Störche zu sehen waren) und ich lief quasi an einer Allee ein Stück oberhalb des Rheins. Da der Weg relativ schmal und die Bäume ziemlich hoch waren, fand ich es fast ein bissel beengend: Ich konnte den Rhein nicht mehr sehen und mir fehlte die Weite in diesen Kilometern. Ich war sehr froh, als ich diesen Abschnitt hinter mir gelassen hatte und dann in der ersten Kleinstadt des Rheingaus angekommen war. Hier allerdings war die Beschilderung des Radwanderwegs etwas, sagen wir, dürftig.
Da ich möglichst weit unten am Rhein ohne großen Aufwand mit Höhenmetern laufen wollte, kam es hier zu einem ziemlichen Zickzack, weil ich immer wieder in der Sackgasse zum Fähranleger landete und dann doch feststellte, entlang einer Landstraße laufen musste, um meine Tour fortzusetzen. Obwohl ich nun den Rhein wieder links von mir sehen konnte und rechts von mir die Weinberge und die ein oder andere malerische Villa, hatte mich dieses hin und her doch ziemlich Kraft gekostet und ich bereute bereits jetzt, nichts zu trinken mitgenommen zu haben. Vorsichtshalber hatte ich diesmal auch Geld dabei und naürlich ein Handy (beide Elternfamilien wusste auch, dass ich diese Tour vor hatte), es wäre also ein leichtes gewesen, einfach sich in den Bus zu setzen und nach Oestrich zu fahren...aber das war ja nicht der Plan!
So war ich doch ziemlich froh, als ich durch Eltville lief und die Fachwerkhäuser genießen konnte. Hier merkte ich auch, dass ich acht geben musste: Der Körper schien müde und damit steigt bekanntlich die Verletzungsgefahr! Auf Kopfsteinpflaster kann das wirklich gefährlich werden.
Eltville passiert, ging es nun den Rest der Strecke entlang des Rhein, vorbei am Freibad immer weiter Richtung Rüdesheim.
Die Menschen hier wurden Gott sei Dank weniger und die Schiffe mehr...aber auch die Entenfamilien. Mindestens 10 Entenfamilien mit schon relativ großen Jungen waren am Wegesrand zu beobachten. Ich habe ja ein Heidenrespekt vor diesen Tieren mit ihren Kindern...wer auf einer Jugendfreizeit schon mal von einem wildgewordenen Schwan verfolgt wurde, kann sich vorstellen, warum.
Ich merkte, wie anstrengend dieser Lauf für mich war...vielleicht, weil ich wusste, dass ich diese Strecke in der Regel mit dem Auto in 20 Minuten bewältige? Weil es doch mehr Steigungen und wärmer als gedacht war? Ich habe keine Ahnung, ich wusste nur, dass ich ankommen will. Irgendwann ließen sich auf Gehpausen nicht mehr vermeiden. Auf Grund von Hochwassers, mit dem Ziel schon fast vor Augen, musste ich doch noch die ein oder andere Steigung, die direkt am Rhein zu vermeiden gewesen wäre, bewältigen. Vorbei am Hattenheimer Bahnhof , wo diverse Flötenwanderer (eine Weinwanderung hier im Rheingau) mich verdutzt bestaunten und erst auf den letzten Metern mir überhaupt ein wenig Platz machten und der European Business School. Endlich in Oestrich angekommen, überlegte ich noch kurz, ob ich mir nicht beim Rewe doch noch etwas zu trinken hole. Da es jetzt allerdings wirklich nur noch 800m bis zu der Haustüre meines Papas waren, entschied ich mich dagegen und lief den letzten Berg nach einer letzten Gehpause bis hoch in die Weinberge. Glücklich, dass ich es geschafft habe und froh darüber, dass es (endlich) vorbei war, stoppte ich meine Uhr und stellte verwundert fest, dass es doch über 20km waren und nicht etwa 18km wie Google Maps mir ausrechnete. Also bin ich gestern fast (wieder) einen Halbmarathon gelaufen...
"Verpflegung" in Form von Wasser gab es dann auch direkt durch die jüngste unseres Schwesterntrios, worüber ich sehr froh war :-)
Vorher und Nachher und die absolvierte Route

Das dieser Lauf nicht nur mental sondern eben auch körperlich für ich ziemlich anstrengend war, merke ich auch heute noch...denn ich bin wirklich froh, heute mal einen einigermaßen freien (Regenerations-)Tag zu haben ;-) 

Samstag, 14. Mai 2016

Aus aktuellem Anlass

Gesundheit, physischer und psychischer Natur ist nichts selbstverständliches, auch wenn wir häufig genau so damit umgehen.
Aus aktuellem Anlass kamen bei mir Erinnerungen von vor ein paar Jahren wieder hoch, als mein Papa an Krebs erkrankte. Diesen Anruf , der im Treppenhaus meiner Stuttgarter Wohnung began, werde ich nie vergessen! Auf einmal war ich nicht mehr die toughe, mitte 20-jährige OP-Schwester, die gerade etwas im Vorweihnachtsstress war, sondern einfach Kind. Ein Kind, was Angst um seinen Papa hatte, verstärkt durch die räumliche Entfernung, die Ohnmacht nichts tun zu können und mein medizinisches Wissen.



Glücklicherweise war es mit einer OP getan und weder die Folgen einer Chemo- noch einer Strahlentherapie mussten bewältig werden.
Gerade hat ein Freund von mir (nach gerade absolvierter Facharztprüfung!) erfahren, dass seine Mutter vermutlich einen bösartigen Brusttumor hat und macht nun ähnliches durch.
Als Kind ist man es gewohnt, dass die Eltern immer der letzte Anker sind, die für (fast) alles eine Lösung haben. Natürlich, altersbedingt dreht sich das irgendwann, wenn "die ganz Alten" irgendwann sich wieder durch Demenz etc. zu Kindern in Erwachsenenkörpern entwickeln. Man schiebt es dennoch (auch als Mediziner) sehr gern mental von sich weg. Dann trifft einen eine solche Diagnose wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn man nun selbst der Anker sein muss, ist man erstmal hilflos und weiß gar nicht wie einem geschieht.

Man muss sich öfter bewusst machen, dass Gesundheit eben NICHT selbstverständlich ist und die Zeit, die man mit seinen liebtsten hat, bewusst nutzen.
Ich bin einfach nur froh, dass meine Eltern und mein nahes familiäres und soziales Umfeld (derzeit) gesund ist und dass das auch noch schön lange so bleibt!

Hmmm...

Mein Wings for Life World Run endete für mich im ersten Augenblick so:


Frustriert, dass ich mein Ziel nicht auch nur annähernd erreicht hatte. Wie in meinem vorigen Beitrag zu lesen, konnte ich aber das schlechte Gefühl, die Wut auf mich, den Frust, relativ schnell in umwandeln das Vorhaben, nächstes Jahr erneut zu starten.
Meine Arbeitswoche war zwar relativ kurz an Arbeitstagen, aber irgendwie fühlte ich mich nicht wirklich fit: Blase am Fuß (kleines Andenken an den Wings for Life), beginnende Erkältung, die irgendwie nicht richtig durch kommt, 2 Tage Kopfschmerzen wegen des Wetterumschwungs etc. pp. Trotzdem schaffte ich es, 2x Laufen zu gehen. Einmal nach dem Bereitschaftsdienst, wo ich ja schon darauf eingestellt bin, dass die Zeiten nicht so bombastisch sind. Und keine 24 Stunden später habe ich mal wieder einen Wake up run gemacht, weil mir das einfach total gut tut, auch wenn das bedeutet, dass um 3:50 der Wecker klingelt. Auch hier war meine Zeit schlechter als sonst.





Außerdem hatte ich auch mit kleineren muskulären und köchernen Zipperlein zu kämpfen, bei denen ich mittlerweile hellhörig werde, da ich letztes Jahr bereits meine Quittung dafür bekommen habe, als diese übergangen habe.
So habe ich mich heute schweren Herzens entschlossen, meinen allsamstäglichen langen Lauf ausfallen zu lassen. Für mich ist das ein weiterer Punkt zum Thema auf "Challenge Geduld". Denn ich war heute wirklich gar nicht laufen. Ein sehr seltsam Gefühl. Die erste Woche seit Monaten, in der ich "nur" 2x Laufen war und das erste Wochenende an das ich mich bewusst erinnere, an dem ich keinen langen Lauf und auch kein Alternativtraining im Studio auf dem Crosstrainer gemacht habe. Gut, gerade habe ich ein bissel Kettlebell- und Blackrolltraining gemacht, aber eben keine Ausdauer. 
Das Leben beginnt ja bekanntlich außerhalb der Komfortzone. Wenn ich bald Richtung Marathon starte, gehört eben auch die Regeneration dazu, was für mich bekanntlich mit die schwerste Aufgabe wird. Vielleicht ist das mein heutiges Training: Mal ein komplettes Wochenende ohne Laufen auszuhalten.
Oder läuft das (schon wieder) unter Ausreden finden?






Donnerstag, 12. Mai 2016

Mein Wings for World Life Run 2016 in München

Hier also ein kleiner Bericht zu meiner Reise zum Wings for Life World Run 2016 in München:

Der "Vorlauf"
Um bereits Freitag morgen nach München (bzw. in die Großstadt Benediktbeuern) fahren zu können, stand für mich an Christi Himmelfahrt noch ein Bereitschaftsdienst auf dem Plan, der im Vergleich zu den letzten Diensten relativ ruhig war und mir doch ein paar Stunden Nachtschlaf gönnte.
So konnte ich doch einigermaßen ausgeschlafen um Viertel vor 10 gen Südbayern starten. Bereits hier im schönen Hessen, war das Wetter schon mehr als wunderbar und ich genoss die Sonne. Auch der Regionalexpress nach Frankfurthatte diesmal nur 5 Minuten Verspätung, was ja quasi nichts ist. 
 Wie jedes Mal zog es mich auch diesmal in den sehr gut bestückten Zeitschriften und Buchladen und ich schlenderte ein wenig umher und war völlig entspannt.
"Gestört" wurde ich durch eine sehr aufgebrachte Asiatin. Bisher dachte ich immer, dass Asiaten per se zurückhaltend und freundlich sind. Hier lernte ich nun ein genau gegenteiliges Exemplar kennen: Diese Frau hatte offensichtlich ihre Geldbörse verlegt oder war bestohlen worden (was am Frankfurter Hauptbahnhof nichts ungewöhnliches ist) und veranstaltete ein riesen Theater. Sie schrie und tobte in dem Buchladen herum, dass die Geldbörse ja schließlich hier sein müsste und das die Angestellte gefälligst richtig suchen sollten. Mir taten die Angestellten schon ein wenig leid und ein wenig belustigt zahlte ich mit festem Griff an meinen Wertsachen eine Zeitung und eine Postkarte und machte mich wohlgelaunt auf den Weg zu meinem Zug.

Motto passend zum Tag und "Situationskomik"
Die weiteren Zugfahrt verlief ohne weiter Komplikationen (was ja bei der Deutschen Bahn nicht unbedingt selbstverständlich ist).

Samstag morgen war ein gemütliches Frühstück geplant, nur meine beste Freundin und ich :-) Ihre Kinder hatten wir morgens bei den Großeltern abgegeben und so machten wir uns auf den Weg nach Bad Tölz ins malerische Café Love. Direkt an der Isar zu frühstücken bei Traumwetter und 22°C ist einfach unbeschreiblich schön.

  
Danach machten wir uns gemütlich mit den Jungs auf in Richtung Münchener Olympiapark, um meine Startnummer abzuholen. Obwohl der Lauf mit 8000 Startern ausverkauft war, verteilten sich die Menschen sowohl bei der Startnummernausgabe als auch beim Lauf (plus deren Angehörigen) auf dem Gelände doch recht gut.
Die Startnummernausgabe inkl. Starterbeutel und T-Shirtausgabe lief zügig und gut strukturiert ab und die Helfer des Wings for Life Run Teams waren ausnahmslos sehr nett...was man von den Securitys einen Tag später nicht unbedingt behaupten konnte.


Auch meine musikalischen Freunde waren schon einmal hier :-)
Der Wettkampftag
"Eigentlich" ist diese Bezeichnung falsch, denn der gute Zweck und der Spaß sollten im Vordergrund stehen...und das hatte ich mir wirklich fest vorgenommen. Natürlich hatte ich trotzdem ein Ziel: Wenn schon der Halbmarathon unrealistisch sein sollte, dann sollten es doch wenigstens 15-20km werden, so mein Plan.
Mein Tag startete nach einem netten Grillabend mit Energymüsli und Vitaminen
Da der Start erst um 13 Uhr war, war mir ein relaxter Tagesbeginn vergönnt. Auch das Gruppenfoto mit dem "Run with the Flow" Team war erst für 11:30 angesetzt. So haben wir erst die Kinder meiner Freundin zu den Großeltern gebracht und fuhren dann bei Kaiserwetter gemütlich ins Olympiastadion.

Da es auch temperaturmäßig Richtung fast Sommer ging, trank ich natürlich im Vorfeld bewusst etwas mehr...was mir natürlich einige Klogänge bescherte, was mir irgendwann schon ein wenig peinlich war.
Die Stimmung, auch beim "Run with the Flow"-Gruppenbild war einfach super, alle Anwesenden hatten einfach nur Lust zu laufen, und der Wettkampfcharackter schien nicht so stark ausgeprägt.
Florian Neuschwander


Da mein Startblock sich mitten in der prallen Sonne befand, stelle ich mich etwas weiter hinten hin, um wenigstens noch ein bisschen Schatten zu bekommen...was sich im nachhinein als Fehler raus stellte. Sämtliche Zugläufer befanden sich weit vor mir, was mir aber erst später auffiel.




Es war Gänsehautfeeling pur angesagt, als um 13 Uhr weltweit 130 732 Läufer gleichzeitig starteten.
Wie schon beim Halbmarathon war der Start ziemlich beschwerlich: Nachdem es über Startlinie ging, stoppte es mehrfach, weil die Läufer sich in den relativ engen Kurven stauten. Außerdem wurde mir schon nach den ersten 100m klar, dass es doch deutlich wärmer als gedacht war.
Irgendwie kam ich überhaupt nicht in den Tritt: Die anfänglichen relativ häufigen unfreiwilligen Stopps nervten schon ziemlich, ich bekam für unbekanntes Seitenstechen, immer wieder kamen unerwartete Steigungen und der Kopf war absolut nicht frei. Der mentale Trick, sich auf die äußeren Eindrücke zu konzentrieren, um den inneren Zipperlein weniger Raum zu geben, klappte auch nur bedingt.
Eine Szene hat mich jedoch nachhaltig beeindruckt und erfreut: In einem Rollstuhl saß ein spastisch gelähmter junger Mann, links am Rolli hielt sich ein geistig Behinderter und rechts war ein blinder Läufer "angebunden". Geschoben bzw. geführt wurde das ganze von vermutlich Triathleten oder Läufer...und der Spaß, den alle Beteiligten hatten, war wirklich unverkennbar.
Womit ich sonst keine Probleme habe auch, wenn ich auf meinen langen Wochenendläufen unterwegs bin, ist der Durst. Dieser kam diesmal sehr schnell...immer im Wechsel mit der Frage, ob ich diesmal evt. zwischendurch mal das stille Örtchen aufsuchen müsste. 
Die bereits erwähnten unerwarteten Steigungen (der Lauf war als flach beschrieben), die Hitze, der plötzlich ausbleibende Wind, später die staubigen Feldwege machten mir sehr zu schaffen. Alles Ausreden, dass ich nicht weiter gekommen bin? Ich weiß es nicht.
Es war mental wie physisch ein sehr harter Lauf, so dass ich bereits nach 12,25 km vom Catcher Car eingefangen wurde und mein Rennen beendet war.
Im ersten Moment war mir wirklich nach Heulen zu Mute! Ich dachte wirklich, meine Ziele relativ realistisch gesteckt zu haben und dann das!
Glücklicherweise konnte ich das ganze relativ zügig wieder in die Kampfansage "Dann muss ich eben nächstes Jahr wieder her kommen um zu laufen!!!" umwandeln.
Im Ziel gabs erstmal eine (zumindest teilweise) verdiente Belohnung:




Fest steht: Vielen machten die Hitze zu schaffen. Auch Florian Neuschwander, der zwar wieder die Gesamtwertung für Deutschland gewann, hatte Probleme mit der Hitze sowie Fußprobleme und blieb mit 63,66 km deutlich hinter seinem 80km Ziel.


Also, nächstes Jahr muss und werde ich wieder kommen...angemeldet bin ich bereits!